CO2-Verflüssigungsanlage für Nesselnbach
Die Regionalwerke AG Baden und die Recycling Energie AG machen einmal mehr gemeinsame Sache: Neben der Biogasaufbereitungsanlage der RWB in Nesselnbach entsteht in den nächsten Monaten zusätzlich eine CO2-Verflüssigungsanlage. Erfahren Sie, wie diese Anlage funktioniert und was mit dem verflüssigten CO2 passiert.
Der Realisierung der CO2-Verflüssigungsanlage in Nesselnbach steht nichts mehr im Wege: Der Verwaltungsrat der Regionalwerke AG Baden hat im September die Gründung der CO2 Energie AG und die nötige Investition gutgeheissen.
«Mit dieser Anlage leisten wir Pionierarbeit. Denn in der Schweiz wurden meines Wissens bisher keine vergleichbaren Projekte umgesetzt.»
Philippe Lehmann
Geschäftsführer CO2 Energie AG
Weniger CO2-Ausstoss in Nesselnbach
Die RWB betreibt bereits heute auf dem Areal der Recycling Energie AG in Nesselnbach eine Biogasaufbereitungsanlage. Dabei veredelt sie Rohgas zu Biogas und speist dieses ins Gasnetz ein. «Bei diesem Prozess entnehmen wir dem Rohgas das Kohlenstoffdioxid», sagt Lehmann. «Denn das Biogas als Endprodukt muss zu mindestens 96 Prozent aus Methangas bestehen.» Bisher wurde das abgespaltene CO2 in die Atmosphäre abgegeben. Künftig aber soll es in die neue Anlage abgeleitet und dort zu flüssigem Kohlenstoffdioxid verarbeitet und anschliessend verkauft werden. «Mit der neuen Anlage können wir rund 90 Prozent des anfallenden CO2 auffangen. Das sind jährlich bis zu 3000 Tonnen CO2.» Auch der sogenannte Methanschlupf, also Restanteile von Methan, das bisher in die Atmosphäre gelangt ist, kann so eliminiert werden. «Beim Reinigungsprozess in der neuen Anlage wird das Methan aufgetrennt und zurück in die Biogasanlage geführt.»
Vielseitig einsetzbares Kohlenstoffdioxid
Auch wenn der gesamte Vorgang technisch gesehen äusserst komplex ist (siehe Grafik), kann das Prinzip der neuen Anlage relativ einfach umschrieben werden: Das herausgefilterte CO2 der Biogasaufbereitungsanlage gelangt mittels einer Leitung in die neue Verflüssigungsanlage. Dort wird es durch mehrere Teilschritte gereinigt, gefiltert und unter starkem Druck entwässert. «Anschliessend kühlen wir das nun fast reine CO2 auf etwa minus 24 Grad herunter, so dass es sich verflüssigt», sagt Philippe Lehmann. Das flüssige Material lagert die CO2 Energie AG in grossen Tanks, bevor es vom Industriegase-Unternehmen Messer Schweiz AG aus Lenzburg abgeholt und auf dem nationalen CO2-Markt verkauft wird. «Kohlendioxid wird unter anderem in Industrieprozessen genutzt, beispielsweise zur Herstellung von Trockeneis.» Je nach Reinheit und Qualität wird das Gas auch in der Medizinaltechnik verwendet. Oder es wird in der Lebensmittelindustrie als Kohlensäure verschiedenen Getränken zugefügt. Ein weiterer Pluspunkt: Das CO2, das die neue Anlage liefert, muss weder extra hergestellt noch aus dem Ausland importiert werden.
Baustart noch in diesem Winter
Für die Realisierung der neuen Anlage sind etliche bauliche Massnahmen direkt am Standort der Biogasaufbereitungsanlage nötig. «Die CO2-Verflüssigungsanlage ist relativ gross. Sie besteht grob gesagt aus drei Komponenten», sagt Philippe Lehmann. «Die Kernanlage hat die Grösse eines Schiffscontainers, dazu kommen zwei zwölf Meter hohe und einen halben Meter dicke Waschtürme. Letztlich lagern wir das Gas in zwei zwölf Meter hohen Tankbehältern.» Baulich gesehen wird die neue Anlage direkt in den bestehenden Stahlbau der Biogasaufbereitungsanlage integriert. Die Bauarbeiten sollen im nächsten Frühling losgehen und dauern voraussichtlich etwa ein halbes Jahr.